Kurioses und InteressantesEs gab bereits 1863 einen Gesangverein, der wieder aufgelöst worden war, denn am 11. November 1867 vermeldet das Protokoll: als die »Männliche ledige Jugend« an den Pfarrer herantritt und wieder einen Gesangverein ins Leben rufen will, wird ihr das nicht gestattet, weil der früher bestandene Gesangverein der männlichen Jugend Anlaß zu Beanstandungen gab, einmal wegen unnötiger Ausgaben, gegen die man bei der Jugend in den Haushaltungen vorzugehen verpflichtet sei, und zum anderen, weil er manchmal leichtsinniges Wesen befördert habe (Kirchenprotokolle im Pfarrarchiv Zazenhausen Bd. 1, BI. 114 r). Das meistgesungene Lied in den ersten Jahren nach der Gründung hieß: »Ein Sträußchen am Hute, den Stab in der Hand«. Dieses Lied haben Schüler auch noch in den 50er Jahren in der Schule gelernt. 1902 hat die Generalversammlung beschlossen, die Beiträge für kranke Mitglieder auszusetzen, falls die Krankheit länger als 30 Tage dauert. Auch Mitglieder, die zum Militärdienst eingezogen wurden oder arbeitslos waren, mußten keinen Beitrag bezahlen. Bei der Weihnachtsfeier am 4. 1. 1903 war der 1. Preis bei der Gabenverlosung ein Paar »Betteppiche«. Außerdem wurden dem Christbaum die geschmückten Zweige abgehackt und ebenfalls verlost. Dieser Brauch bestand bis in die 20er Jahre hinein. Schon 1904 beklagte sich der Dirigent über den spärlichen Singstundenbesuch. Auch ohne Fernsehen und Computer hatte man offenbar nicht immer Zeit für die Chorprobe. Gar manche Monatsversammlung mußte durch den »Hüter des Gesetzes« beendet werden, wie z. B. am 13. 08. 1904 im »Rößle«. In den Sommermonaten des Jahres 1904 hatte man die Singstunden ganz nach Wetterlage festgesetzt. Während der Erntezeit z. B. wurden die Chorproben ausgesetzt. Die Bekanntmachungen erfolgten durch den örtlichen Büttel. In den 20er Jahren veranstalteten der Turnverein und der Gesangverein einige Jahre lang Ihre Sommerfeste gemeinsam. Die dadurch notwendigen gemeinsamen Ausschußsitzungen wurden des öfteren in später Nacht vom Dorfpolizisten beendet. Das alljährliche Singen bei der Totengedenkfeier in Zazenhausen reicht bis in die Anfänge der 20er Jahre zurück. Wegen Mangel an »Geldüberfluß« konnte 1924 kein Ausflug stattfinden. Im selben Jahr trat der Liederkranz Botnang an seinen »Bruderverein« Männergesangverein Frohsinn Zazenhausen heran und bat um ein »Bruderdarlehen« von 20,- Mark zum Bau der geplanten Sängerhalle - heute Liederkranzhalle - was auch gewährt wurde. Den
Sängern konnte man einfach das Rauchen in der Singstunde
nicht abgewöhnen. Die Emanzipation der Damen ließ 1927 zu wünschen übrig. Der Verein wollte 2 Sängerinnen in den Ausschuß wählen, jedoch hatte keine sich dazu bereit erklärt. Bei Beerdigungen von aktiven Mitgliedern oder dessen Ehefrauen, durfte der gemischte Chor in dieser Zeit nicht singen, dies blieb dem Männerchor vorbehalten. Beim Tod eines passiven Mitgliedes kam jedoch der gemischte Chor zum Einsatz. Der Theaterleiter erhielt 1932 den Auftrag, 1 Ztr. Briketts zu bestellen, um die Turnhalle für die Theaterproben zu heizen. Zu dieser Zeit wurden die Singstunden noch abwechselnd in den Zazenhäuser Gaststätten abgehalten und deshalb der Schemel für den Dirigenten stets von einem Lokal zum anderen getragen. Um diesen Transport einzusparen, hat Schreinermeister Appenzeller so viele Schemel gefertigt, daß stets einer bei den Chorproben vor Ort war. Im Sommer 1938 konnten 4 Monate lang keine Singstunden stattfinden, weil in Zazenhausen die Maul- und Klauenseuche aus-gebrochen war. Um das Repertoire für das 40jährige Jubiläum 1939 zu bewältigen, benötigte man zusätzliche Singstunden. Diese wurden einfach sonntags nach der Kirche abgehalten. Für das Sommerfest 1953, das in einem Zelt auf dem Gelände des TVZ gefeiert wurde, hatte der Verein eine Verlängerung bis 3.00 Uhr!! bei der zuständigen Behörde beantragt und auch bekommen. Lärmbelästigung? - war damals kein Thema. Am 18. Oktober 1953 (Kirchweihsonntag) wollte der Gesangverein seine
Herbstfeier abhalten. 1958 wollte man den Beginn der Weihnachtsfeier von 19.30 auf 19.00 Uhr vorverlegen. Bei der Milchsammelstelle wurde man vorstellig, den Landwirten zu ermöglichen, daß sie ihre Milch deshalb früher wie sonst abliefern dürfen, um diese Weihnachtsfeier besuchen zu können. Bei der Hauptversammlung am 26. 3. 1962 bedauert der 1. Vorsitzende Otto Kaller, daß die ältere Generation nicht mehr so mitmache. Zitat: »Da viele meinen, wenn sie einmal 30 Jahre alt sind, wären sie zu alt, um aktiv tätig zu sein.« Zum gleichen Thema betonte dann der Chorleiter Georg Funk: »Wahrscheinlich haben wir in Zazenhausen den jüngsten Chor im ganzen Städtegau.« - Das waren Zeiten. Beim Sommerfest 1978 reservierte sich eine Sängerin 1/2 Gockel zum späteren Verzehr, leider ohne darauf zu achten, daß dieser auch hundesicher platziert ist. Prompt labte sich der Hund einer anderen Sängerin am Gockel. Außer ein paar Knochen war nicht mehr viel übrig. Bei den Straßenfesten in der Emhildstraße war die Doppelgarage der Familie Schaaf des öfteren die rettende Insel, um bei Regenwetter im Trockenen weiter feiern zu können.
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Stand: 01.10.2009
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