Gärtnern
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Unterm Vogelhäuschen wächst die Asthma-PflanzeExotisches Unkraut ist der Schrecken von AllergikernDas Gärtchen von Erika und Gert Herzhauser ist bestens gepflegt. Der Rasen ist geschoren, die Hecke gestutzt. Hier, so scheint es, wächst nichts außer der Reihe. Doch jetzt hat sich ein Unkraut ein-geschlichen, das als schwerer Allergieauslöser gilt. Identifiziert wurde es durch einen Zufall.Vor genau einer Woche saß das Ehepaar Herzhäuser mit Gästen in ver-gnügter Runde am Tisch im Garten hinterm Haus in Echterdingen. Wie so oft ging es beim Gespräch auch um Pflanzen und Blüten, um ihre Pflege und ihr Gedeihen. Und dann stellte Gert Herzhauser seine neueste botanische Errungenschaft vor. „Bei mir wächst auch Haschisch", wies er augenzwinkernd auf ein Gewächs hin, das in einem umgegrabenen Beet innerhalb nur eines knappen Monats aus dem Boden geschossen war. Damit war die Diskussion eröffnet. Denn keiner der versammelten Gartenfreunde hatte bisher eine solche Pflanze gesehen. Die schmalen, doppelt gefiederten Blätter erinnern zwar entfernt an Margeriten. Ansonsten aber herrschte Ratlosigkeit. Selbst die Nachbarin Isolde Skuhersky konnte nach eifrigem Blättern in ihren diversen Pflanzenbüchern zunächst nicht weiterhelfen. Dann aber half ein Zufall. In dieser Zeitung erschien wenige Tage darauf ein Artikel über Ambrosia artemisiifolia das Aufrechte Taubenkraut, deren Pollen von August bis Oktober fliegen und schwere Allergien bis hin zu Asthma auslösen können. Ein Vergleich mit der abgebildeten Pflanze beseitigte alle Zweifel. Im grünen Paradies der Herzhausers hatte sich ein gefährlicher Fremdling eingeschlichen.
Der Standort der beiden Ambrosia-Pflanzen im Garten, lieferte einen ersten Hinweis, wie die ursprünglich in Nordamerika heimische Pflanze den Weg nach Echterdingen gefunden hatte. „Das Zeug wächst direkt unterm Vogelhäuschen", sagt Gert Herzhauser. Fachleuten ist seit langem bekannt, dass sich das Unkraut hauptsächlich über Samen vermehrt, die über verunreinigtes Vogelfutter in den Handel kommen. Die wärmeliebende Ambrosia artemisiifolia hat sich inzwischen vor allem in Südeuropa ausgebreitet. In Deutschland sind größere Vorkommen im Rheintal, in Mannheim und in Karlsruhe bekannt. Dort wird die Bekämpfung inzwischen immer schwieriger. Umso wichtiger ist es, dass wegen der allergenen Wirkung der Pollen auch Einzelpflanzen wie im Garten in Echterdingen konsequent vernichtet werden. Gert Herzhauser hat damit auch kein Problem und greift zum Spaten. Schließlich will er sich, die Familie und vor allem einen Enkel, der bereits an Asthma leidet, schützen. Von der Landesanstalt für Umwelt, Messungen
und Naturschutz Baden-Württemberg in Karlsruhe werden Daten über
Ambrosia-Bestände gesammelt. Wer eine Ambrosia entdeckt, möge
das beim LUBW-Referat 23 unter 07 21 / 56 00 - 0 melden (oder eMail
an die Poststelle (at) lubw.bwl.de).
Von Klaus Eichmüller, Ambrosia artemisiifolia
MerkmaleEinjähriges Kraut, 20-120 cm hoch, mit Pfahlwurzel und aufrechten, rot angelaufenen Stängeln, besonders im oberen Teil behaart. Die Pflanze ist von der Basis stark verzweigt und buschartig. Die Blätter sind kurz behaart, beidseitig grün, dreieckig bis oval im Umriss, ein- bis zweifach fiederteilig mit grob gezähnten Abschnitten. Im unteren Teil der Pflanze sind die Blätter gegenständig, im oberen Teil wechselständig. Die weiblichen und männlichen Blüten sind in getrennten Blütenständen, aber auf der gleichen Pflanze (einhäusige Art). Die männlichen Blütenköpfe – 5-12 männl. Blüten, 4-5 mm Ø, gelbe Staubbeutel, grüne verwachsene Hüllblätter – sind in aufrechten ährigen Trauben angeordnet. Die weiblichen Blütenköpfe - meist 1, selten mehr weibl. Blüten – sind unterhalb der männl. Blütenköpfchen. Die Früchte sind mit 5-7 kurzen Stacheln versehen. Zur Keimung der Samen im Frühjahr, ist die Kälte des Winters notwendig.
StandorteDie Ambrosie erobert meist Standorte mit nacktem Boden, sie breitet sich effizient aus und ist begünstigt durch ihre Toleranz gegenüber der Trockenheit. Die Aufrechte Ambrosie ist eine typische Ruderal- oder Adventiv-Pflanze, sie kolonisiert schnell Brachland, gestörte Flächen mit nacktem Boden, Privatgärten, Strassen- oder Bahnränder, Kiesgruben, Baustellen und landwirtschaftliche Flächen. Man findet sie bis ca. 1500m Höhe. GefahrenMensch: die Pflanze verursacht heftige Allergien,
besonders durch den Pollen aber auch durch Hautkontakt mit dem Blütenstand.
In schweren Fällen kommt es zu Atemnot oder zu Asthmaanfällen.
Die Allerginität der Ambrosiapollen ist stärker als die
von Gräsern. Die spätere Blütezeit verlängert
den Zeitraum, in dem Pollenallergiker leiden, um mindestens zwei
Monate. Die Ausbreitung der Aufrechten Ambrosie stellt ein ernst
zu nehmendes gesundheitliches Risiko dar. Vorbeugung und Bekämpfung Um eine Etablierung der Aufrechten Ambrosie zu vermeiden,
ist es wichtig keinen nackten Boden zu lassen und die Besiedlung
einheimischer, konkurrenzfähiger Pflanzen zu fördern. Orte an denen
Vogelfutter ausgestreut wird, regelmässig kontrollieren – Ambrosiasamen
sind häufig in Vogelfuttermischungen enthalten.
Lebenszyklus der Aufrechten Ambrosie und Zeitpunkt der Pollenproduktion (Blüte)Die Ambrosie ist eine einjährige, spät blühende Art (Mitte Juli bis November). Sie verbringt den Winter als Samen, welche diese kalte Ruheperiode zur Keimung im Frühjahr brauchen.
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Stand: 26.08.2006
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