Schlusslicht ade
Ein Sportplatz handtuchbreit zwischen dem Feuerbach und den Schreber-gärten
im Brunnenrain gequetscht, die Seitenauslinie gerade mal 150 cm vom Strafraumrand
entfernt, Eckbälle nur aus dem Stand ausführbar und ein Belag, der je
nach Witterung zwischen Sandwüste und Morast schwankte - das war in kurzen
Worten die bisherige sportliche Heimat der Kicker des TV Zazenhausen.
Und als auch noch in den 80-er Jahren eine große Boulevard-zeitung den
(tatsächlich bestehenden!) Feldweg durch den unteren Strafraum zum Thema
machte, da lachte man in ganz Deutschland über den "Witz-Platz" im Stuttgarter
Vorort.
Nur die Zazenhäuser selbst fanden das gar nicht lustig, hatten
sie doch Jahr um Jahr unter den Auswirkungen ihres ungewöhnlichen Sport-geländes
zu leiden, die mit dem Wegzug der hoffhungsvollen Verbandsliga-Damenfußballmannschaft
nach Zuffenhausen ihren traurigen Höhepunkt erreichten. Ihre männlichen
Kollegen der 1. und 2. Mannschaft sowie die Jugend-Teams klammerten sich
dagegen an die Hoffnung, eines Tages auf einem "normalen" Sportgelände
spielen zu dürfen.
Dafür verwandte man beim TVZ dann viele Jahre lang fast mehr Energie als
für den Kampf um Punkte und Tore. Endlose Bittgänge zu den Behörden, Anträge,
Eingaben, Proteste und Demonstrationen - die Grün-Weißen ließen nicht
locker und bewiesen eine phänomenale Kondition auf dem mühevollen Weg
durch die Instanzen, der schließlich nach fast vier Jahrzehnten zum neuen
Sportgelände am Vogteiweg führte. Kunstrasenplatz, Streetballfeld, Multifunktionsfläche,
ein neues Vereins-heim mit eigener Gymnastikhalle - alles großzügig und
mitten im Grünen angelegt - das bisherige Schlusslicht in Sachen Sportgelände
findet sich plötzlich als Spitzenreiter wieder. Verdientermaßen. Und über
den Zazenhäuser Sportplatz lacht jetzt so schnell niemand mehr - im Gegenteil...
H.-P. Mangold
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