"Aladins Wunderlampe" oder Klagelieder statt LobeshymnenFestliche Reden, heftige Worte und Forderungen zum Auftakt der 1200-Jahr-Feier in ZazenhausenArmer OB. Die 1200-Jahr-Feier in Zazenhausen hatte er sich bestimmt netter vorgestellt: Zuerst erlebte er den alltäglichen Stau über die Prag "live" und kam dadurch reichlich verspätet zum Ziel. Dort erwarteten ihn nicht etwa launige Festreden, sondern 1300 angriffslustige Zazenhäuser. Keine Huldigungen an den hohen Gast - statt dessen Transparente und ein ganzer Katalog von Forderungen. Von allen Seiten ständig erwartungsvoll fixiert, mußte er sich anhören, was Rudolf W. Thom, Vorsitzender des Bürgervereins, zu sagen hatte. Und das war eine ganze Menge - und dazu noch geschickt verpackt: Kurzer geschichtlicher Rückblick - anno 788 bis zum Eingemeindungstag. "Prüfen Sie selbst, inwieweit die gemachten Zusagen des Eingemeindungsvertrages eingehalten wurden..." In den Paragraphen ist die Rede von Gleichberechtigung mit anderen Stadtteilen, vom Ausbau öffentlicher Einrichtungen und von fortschreitender Entwicklung. Gelächter von den Bürgern, Falten auf der Stirn von Manfred Rommel. In diesem Ton ging's weiter: "Ein mittelprächtiges Drama" nannte Thom die Bau- und Erschließungsarbeit, die Ausrede von zuwenig Geld und rückgängigem Bedarf sei Verdummung der Bürger. "Das fehlende Konzept für die Infrastuktur ist Ihre Schuld, Ihr Versäumnis", wandte er sich dann direkt an Rommels Adresse. Fazit des Vorsitzenden des Bürgervereins: "Wir hätten den Festakt gerne mit Lob- und Dankesgesängen begonnen. Statt dessen sind wir gezwungen, Klagelieder zu singen." OB Manfred Rommel, etwas brüskiert ob der deutlichen (An)klagen, faßte sich sehr kurz. Er freue sich, gratulieren zu dürfen, die Vorwürfe habe er gehört, aber nicht akzeptiert. Es folgten einige Floskeln: "Wir werden uns bemühen", "ich bin Opfer der Probleme" - allgemein und nichtssagend, fast so schön wie im Wahlkampf. Als "Trostpflaster" eine wahrhaft märchenhafte Versprechung: "Hätte ich Aladins Wunderlampe, würde ich alle Wünsche sofort erfüllen. Hab' ich aber nicht, also geht's nur schrittweise." Soweit wäre alles okay gewesen, denn keiner der Bürger hatte wohl erwartet, daß der OB mit einem Katalog von Zusagen kommen würde - schließlich weiß man, daß die Entscheidungen nicht alleine am OB hängen. Aber mit seinem Schlußsatz brachte er selbst die Gutmütigsten in Rage: "Für die nächsten 1200 Jahre wünsche ich alles Gute - bis dahin werden Ihre Wünsche sicher auch in Erfüllung gehen." Etwas weniger heftig formulierte Wolfgang Meyle die Anliegen der Zazenhäuser. "1200-Jahr-Feier und aktuelle Wünsche - dies ist der Spannungsbogen, wie er sich 1988 darstellt." Trotzdem ließ er keinen Zweifel daran, daß das Jubiläum gerade recht käme, um Forderungen zu stellen. Mit hintergründiger Ironie stellte er fest, daß durch Unterlassungen in städtebaulicher Hinsicht sicher auch Fehler vermieden wurden. Und auch der ungünstigen Standortlage gewann er noch etwas Positives ab. "Die großen Wege führen an Zazenhausen vorbei - Gott sei Dank, hört man manche sagen." Alles in allem aber setzte sich der Bezirksvorsteher, als solcher immer ein bißchen zwischen den Stühlen, diesmal eindeutig zu den Bürgern. Pfarrer Volkmar Trosse wollte eigentlich gar nichts sagen. Er tat's dann aber doch, denn keiner hatte bisher darauf hingewiesen, daß das Jubiläum, das am Montag begangen wurde, eigentlich kirchlicher Natur ist. Last but not least ging man dann doch noch zur "Tagesordnung" über und beging gemeinsam den historischen Rundweg, unter fachkundiger Anleitung von Rainer Weigel. bb Zeitungsartikel dankenswerter ausgeliehen von Eleonore Lederer (Gesangverein Frohsinn). [ Schließen ] |