NazariuskircheEhrenmalKirchenpforte
Kirchengemeinde Zazenhausen
Stand: 30.05.2006  

Festschrift "400 Jahre Nazariuskirche Zazenhausen (1582-1982)"

II. Nazarius

Wer war das, von dem unsere Kirche - und auch schon die Kapelle davor - ihren Namen bekommen hat? Bei Paulus, Petrus, Johannes ist die Antwort einfach. Wer aber weiß schon etwas von Nazarius?

Nach Berichten bringt Erzbischof Chrodegang im 8. Jahrhundert Reliquien aus Rom mit von Blutzeugen, also von Christen, die wegen ihres Glaubens ihr Leben lassen mußten. Ihnen zu Ehren will er Klostergründungen weihen (um so das Schicksal, Standhaftigkeit und Vorbild der Märtyrer lebendig zu erhalten).

Am 11. Juli 765 kommen die sterblichen Überreste des Nazarius im Kloster Lorsch an - in Begleitung einer großen Zahl von Wallfahrern und Fürsten.

Die Gebeine des Nazarius waren 395 von Bischof Ambrosius in einem Garten bei Mailand entdeckt worden. Von Mailand verbreitete sich dann die Verehrung des Heiligen Nazarius sehr rasch. Reliquien von ihm kamen nach Brescia, Ravenna, Konstantinopel und sogar zu afrikanischen Bischöfen nach Sardinien und auch nach Rom - und von da aus ins Kloster Lorsch, ins Land der Franken.

Über die Person des Nazarius weiß man heute nach so vielen Jahrhunderten nicht viel. Fest steht, daß er in der Zeit des römischen Kaisers Diokletian, in der es Christenverfolgungen gab - also etwa um 303/305 -, daß er da als Märtyrer starb. Ob er ein römischer Soldat oder Offizier war (ein Christ unter den Soldaten?!), ist nicht mit Bestimmtheit zu sagen, obgleich er immer so dargestellt wird.

Die älteste Darstellung des Nazarius - wie oben zu sehen - befindet sich auf einer Elfenbeintafel aus dem 11. Jahrhundert. Die Elfenbeintafel diente wohl ursprünglich als Buchdeckel. Auf ihr ist der Heilige abgebildet mit einer Palme in der Hand, dem Zeichen des Martyriums. Die Inschrift sagt ganz klar, wer abgebildet ist: SCS NAZARIUS.

Die Verehrung des Nazarius in Lorsch zog weite Kreise. Zur Einweihungsfeier des Klosters im Jahre 774 erscheint Kaiser Karl der Große, zahlreiche Fürsten und Bischöfe.

Nazarius wird neben den Aposteln Petrus und Paulus genannt. Lorsch entwickelte sich zum Wallfahrtsort. Einfache Leute bringen Spenden und Opfergaben, Adlige aus nah und fern machen reiche Schenkungen zu Ehren des Heiligen Nazarius. In den Schenkungsurkunden heißt es immer wieder.. . „zu Ehren des heiligen Blutzeugen Nazarius". Eine dieser Schenkungen kommt aus Zazenhausen und zwar am 24. Juni 789. Das Kloster übereignet zur Verehrung des Nazarius die Nazarius-Kapelle.

Weitere Nazariuskirchen stehen zum Beispiel in Ergenzingen, Ersheim/Neckar, Öffingen und anderen Orten in der weiteren Umgebung.

In der Verehrung des Nazarius gab es Hochzeiten und ab dem 12. Jahrhundert einen gewissen Rückgang; in Vergessenheit jedoch geriet er nie ganz.

Über dem Grab des Nazarius in Mailand hat Bischof Ambrosius im Jahr 395 die Inschrift anbringen lassen:
„Ewigen Frieden gibt hier Christus den heiligen Gebeinen
Wen das Kreuz zum Siege geführt, dem gewährt das Kreuz auch Frieden."

Es folgt ein Lobpreis zu Ehren des Nazarius:

„Das alte Rom preist deine Siege,
Nazarius, Sieger in vielen Kämpfen,
Und das neue Rom (=Konstantinopel),
das deine Reliquien besitzt,
besingt deine Wunder, die du
durch deine Reliquien unter den
Gläubigen gewirkt hast."

In einer aus dem 10. Jahrhundert stammenden Handschrift liest man über ihn: „ ... er machte sich verdient darum, daß die Offenbarung des Herrn von Anfang an triumphierte. Einstmals zähmte er die wilden Gemüter eines rohen Volkes. Er war es, der die Wildheit der Tyrannen, voll von rasender Zügellosigkeit, besiegte.
Keinesfalls legte er Wert auf die Nichtigkeit der Volksgunst, die vergänglichen Güter des Diesseits hatte er stets verachtet.
Überdies gab er allen Christen ein nachahmenswertes Beispiel. Ihn bedingen wir uns daher aus als den Schützer unseres Vaterlandes..."

Am Festtag des Nazarius, am 28. Juli, wurde beim Gottesdienst in der Mailänder Apostelkirche „San Nazzaro" ein Hymnus gesungen, der sich in einer Handschrift aus dem 15. Jahrhundert erhalten hat. In der Übersetzung heißt es darin:

Du Triumphator, Christi Held,
Du Streiter auf des Ruhmes Feld;
Es leuchtet dort des Kreuzes Macht
Als Siegeszeichen in der Schlacht.

Du trägst der Krone prangend Zier,
Es singt dein Volk ein Loblied dir,
Nazarius, des Lebens Preis,
In der Apostel hehrem Kreis.

Der Glaube Petri in dir lebt,
Die Lehre Pauli dich erhebt,
Des Bischofs Linus Salbung schafft
In dir des Heil'gen Geistes Kraft.

Nicht schrecket dich das weite Meer,
Du schreitest kühn auf ihm einher,
Ertrinkende bewahrest du
Und führst sie sicherm Lande zu.

Dem Himmel warst du zugewandt,
Verachtend eitlen Erdentand,
Erwirktest Gnade nah und fern,
Verdoppelnd dein Talent im Herrn.

In deines Wirkens hellem Glanz
Strahlt auf dem Haupte dir der Kranz,
Die Krone deiner Heiligkeit
Als Lohn für heil'ge Lebenszeit.

Erhör der Bittenden Gebet,
Das deine Fürbitte erfleht,
Der Gottes Wort du liebst und ehrst
Und uns des Heiles Botschaft lehrst.

Nazarius lebt bei uns weiter im Namen unserer Kirche. Wenn man auch über sein Schicksal nicht viel weiß, so doch dies, daß er als Christ standhaft blieb. Er hätte seinem Glauben, seinem Gott abschwören können - er tat es nicht; es war ihm dies so viel wert, daß er sein Leben dafür einsetzte und verlor. Es kann dies also für uns, die wir in eine Kirche gehen, die seinen Namen trägt, ein Antrieb sein, stark zu sein und zu bleiben im Glauben und in der Anfechtung und Not. Stark nicht aus uns, sondern weil Gott uns stärkt.

Aus: "400 Jahre Nazariuskirche Zazenhausen" - Festschrift (letztes Exemplar aus dem Pfarramt)
Herausgegeben von der Evangelischen Kirchengemeinde Zazenhausen 1982
Verantwortlich für den Inhalt: Pfarrer V. Trosse

      Drucken Hoch