Beschwerlicher Weg ins Himmelreich

Zwischenstopp
Serie: Haltestellen und ihre Namen

Freiberg/Zazenhausen. Den Menschen in Bussen und Bahnen fällt es kaum auf: Manche Orte erzählen schon mit ihrem Namen, dem Haltestellennamen, eine Geschichte. Heute: Himmelsleiter.

Wenn ein Zazenhäuser Bauer um 1900 nach Cannstatt gehen wollte oder musste, dann benutzte er meist einen ganz bestimmten Weg über den Freiberg, den so genannten Cannstatter Weg. Es kam gar nicht so selten vor, dass man den steilen Buckel überwinden musste, denn die Stadt am Neckar war immerhin bis 1923 die für Zazenhausen zuständige Oberamtsstadt. Außerdem lag am oberen Ende der Steige seit dem Jahre 1896 das Zazenhäuser Bahnhöfle - an der Strecke der heute so genannten Schusterbahn, von Untertürkheim nach Kornwestheim - und bot den Menschen aus dem unteren Feuerbachtal Anschluss an die große, weite Eisenbahnwelt. Manch einer, der hier hoch geschnauft war, mochte sich an die Predigt des Pfarrers erinnern, der den Weg ins Himmelreich als steinig und steil beschrieben hatte. Scherzhaft nannte man den schweißtreibenden Anstieg dement-sprechend im Volksmund „Himmelsleiter".
Es gilt hierzulande das Prinzip, dass es einen bestimmten Straßennamen in einer Stadt nur einmal geben darf. 1931 wurde Zuffenhausen (freiwillig) nach Stuttgart eingemeindet, 1933 folgten Feuerbach und Zazenhausen (unfreiwillig). Nun kamen einige Straßenbezeichnungen mehrfach vor. Auch der Cannstatter Weg stand zur Umbenennung an - und man griff gerne auf die alte spaßige Bezeichnung zurück. Der Zazenhäuser Bahnhof, nahe der heutigen Haltestelle „Himmelsleiter" gelegen, wurde übrigens 1982 zusammen mit dem alten Viadukt abgebrochen.
Wer in heutiger Zeit morgens hier aus der U-Stadtbahn aussteigt, strebt meist seinem Arbeitsplatz bei der Deutschen Rentenversicherung zu, die hier ihre Zentrale für Baden-Württemberg unterhält. Abends kommen viele mit der Bahn hierher, die im südlichen Teil des Freibergs wohnen.


Wenn die Zazenhäuser früher zu ihrem "Bahnhöfle" wollten,
mussten sie einen steilen Anstieg hinauf, der die "Himmelsleiter" genannt wurde.


Daran erinnern die heutige Stadtbahnhaltestelle in Freiberg. Foto: Ulrich Gohl

Zeitungsartikel von Ulrich Gohl
aus "Stuttgarter Nachrichten/Nord-Rundschau", vom 03. September 2011
www.stuttgarter-nachrichten.de

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