Sprengung der alten Viadukt-Pfeiler 24. September 1983

Vorbereitungen zur Sprengung der beiden Pfeiler. Zuerst wurde der westliche / obere Pfeiler
dann der östliche / untere Pfeiler gesprengt:
Vielen Dank an Reinhold Weible für die Fotos von der Sprengung (Fotograf: Karl Weible)

Von den Viadukt-Pfeilern in Zazenhausen bleiben nur 4300 Tonnen Schutt

Längst sind die beiden alten Brückenpfeiler aus Cannstatter Travertin am Feuerbach-Viadukt in Zazenhausen so überflüssig gewesen wie ein fünftes und ein sechstes Rad am Wagen. Am Samstag wurden sie nun gesprengt. Fast heimlich, damit sich nicht so viele Schaulustige einfanden, die die Sprengung aus Sicherheitsgründen vielleicht unmöglich hätten machen können. Die beiden Steinriesen, mehr als 26 und 21 Meter hoch, fielen leise ächzend im Zeitlupentempo um, wie gefällte Riesen eben. Das Schauspiel in zwei Akten, auf der Sprengkraft von insgesamt 38 Kilogramm Ammon-Gelit beruhend, war wenig sensationell, und manch einer der gespannten Anwohner in der Taläckerstraße kam wohl nicht so recht auf seine Kosten. „A wa! Wenn se in Bayern an Bollerschuß loslassen, das isch lauter als des", meinte ein Zuschauer, und seine Nachbarin hatte umsonst die Wäsche im Zimmer statt im Garten aufgehängt. Bei der Sprenung hat es kaum gestaubt. Funktionslos waren die beiden mächtigen Pfeiler schon im Juli geworden, als man die Stahlüberbauten des alten Zazenhäuser Eisenbahn-Viadukts abgebaut hatte. In den Jahren 1894 bis 1896 und 1902 bis 1904 wurde für die Eisenbahnstrecke Stuttgart-Untertürkheim-Kornwestheim über das Feuerbachtal die Stahlkonstruktion der zweigleisigen Eisenbahnbrücke geschaffen, die die damals immense Spannweite von 200 Metern hatte. Aus Alters- und Lärmschutzgründen entschloß man sich, direkt neben dem „Veteran" einen Brückenneubau zu erstellen und nahm das 19-Millionen-Mark-Projekt (Anm. 9,7 Mio. Euro) im Mai 1980 in Angriff. Bis zum Jahresende soll es endgültig fertiggestellt sein. Die nach der Sprengung von den beiden Viadukt-Pfeilern verbliebenen zwei Haufen Schutt von 2500 und 1800 Tonnen Gewicht werden nun im Recycling-Verfahren gemahlen und können dann als Sand wieder verkauft werden.


(ml) Foto: Maja Langsdorff, Stuttgarter Zeitung vom 26. September 1983

Weitere Informationen zur Technik des Viaduktes im Buch "1200 Jahre Zazenhausen 788-1988"

Stand: 06.2007 [ Schließen ]