Das Feuerbach-Viadukt
- die erste Spannbeton-Talbrücke der Deutschen Bahn
Die hauptsächlich von Güterzügen befahrene Eisenbahnstrecke
von Stuttgart-Untertürkheim nach Korn-westheim überquert
bei Stuttgart-Zazenhausen in rund 30 m Höhe das Feuerbachtal.
Der in den Jahren 1894 bis 1896 erstellte und 1902 bis 1904 zweigleisig
ausgebaute, alte Eisenbahnviadukt, eine dreifeldrige stählerne
Fachwerkbrücke mit getrennten Überbauten und unmittelbarer
Schienenlagerung, musste aus Altersgründen erneuert werden.
Angesichts der hohen Auslastung der Strecke schied eine eingleisige
Betriebsabwicklung während der Bauzeit aus. Eine Erneuerung in
alter Trasse hätte deswegen und vor allem wegen des schlechten
bau-lichen Zustands der Pfeiler, die bereits mit Bandangen gesichert
waren, erhebliche technische Schwierig-keiten bereitet. Deshalb
beschloß die Deutsche Bundesbahn (DB), unter Aufrechterhaltung
des zwei-gleisigen Betriebs neben der alten Brücke eine neue zu
errichten. Damit bot sich zugleich die Möglichkeit, die Streckengeschwindigkeit
durch eine Verbesserung der Linienführung zu erhöhen und die von
der Brücke ausgehenden Schallemissionen durch eine geschlossene
Fahrbahn mit durchgehendem Schotter-bett wesentlich zu vermindern
(bis 20 dB(A) Lärmminderung).
Aufgrund der Trassenverschiebung war es erforderlich, den Damm
hinter den Widerlagern zu verbreitern, den ohnehin erneuerungsbedürftigen
Haltepunkt Zazenhausen mit seinen zwei Bahnsteigen und den dazugehörigen
Treppen neu zu bauen sowie eine 110-kV-Bahnstromleitung der DB
zu verlegen.
Da die neue Brücke gebaut und in Betrieb genommen werden konnte,
ohne dass die alte Fachwerkbrücke baulich davon betroffen war,
wurde der Abbruch der alten Überbauten getrennt vom Neubau ausge-schrieben.
Vom Beginn der Planung über die Abwicklung des Planfeststellungsverfahren
bis zur Auftragsvergabe an das bauausführende Unternehmen
vergingen 2,5 Jahre. Baubeginn war am 22.05.1980. Das erste Gleis
wurde am
14.06.1982 (zur "Brückenhocketse", siehe unten),
das zweite am 28.06.1982 in Betrieb genom-men; die reine Bauzeit
ohne
Abbruch
der alten Fachwerkbrücke
belief sich damit auf zwei Jahre. Die Brücke wurde von der
DB offiziell am 18.01.1983, der Oberbau bereits am 20.09.1982 abgenommen.
Die Außenflächen der Überbauten werden von einem
schienenfahrbaren Hydraulikgerät aus überwacht. Im Innern
können die Hohlkästen auf
ganzer Länge begangen und besichtigt werden. Als Zugang dienen
die beiden mit einer Stahltür versehenen Endpfeiler. Über
Leitern und Podeste wird die Durchstiegslucke im Pfeilerkopf erreicht.
Von dort klettert man durch eine 1,00 x 1,50 m große Aussparung
im Querträger in das Innere der angrenzenden Hohlkästen.
Leitern und ein Podest unterhalb des Pfeilerkops sind auch in den
anden
anderen Pfeilern eingebaut, so dass alle Pfeiler im Innern besichtigt
und gegebenenfalls instand-gesetzt werden können. Eine gangförmige
Aussparung in den Pfeilerköpfen ermöglicht das Warten
und Auswechseln der Lager. Beide Widerlager haben keinen eigenen
Zugang zur Auflagerbank;
zu ihr gelangt man über das Innere des angrenzenden Hohlkastens.
Ein Problem ergab sich bereits kurz nach Inbetriebnahme der neuen
Brücke durch die vielen Tauben in Stuttgart, wie auch in anderen
großen Städten. Der Zugang zu den Pfeilerköpfen
und Hohlkästen
musste durch Gitter versperrt werden.
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